Reise durch den Kanadischen Westen |
Nach dem Frühstück, das wir wieder an gleicher Stelle wie gestern zu uns nehmen, beladen wir das Auto und fahren über den Highway 1 direkt nach Lake Louise und von dort dann wie gestern beschlossen noch einmal zum Moraine Lake, um dort Bilder bei besseren Lichtverhältnissen, von diesem malerischen See zu machen. Zum Glück haben sich die Wolken, die gestern aufgezogen sind nicht durchsetzen können. Zumindest bisher nicht! Wir halten uns eine gute halbe Stunde dort auf und machen Bilder. Hier treffen Kanadier, die früher in Deutschland gewohnt haben, sie sind daher sehr erfreut, mit uns Deutschen reden zu können. Dann steigen wir ins Auto und fahren zurück nach Lake Louise. Dort fahren wir ein letztes Mal auf den Trans Canada Highway und verlassen diesen aber nach ca. 2 km wieder um auf den Icefield Parkway zu fahren. Der Icefield Parkway ist 230 km lang und verbindet den Banff Nationalpark mit dem Jasper Nationalpark.
Er verläuft parallel zur kontinentalen Wasserscheide und folgt nacheinander fünf Flussläufen: dem Bow River, dem Mistaya River, dem North Saskatchewan River, dem Sunwapta River und dem Athabasca River. Die Hochgebirgsstraße wurde ausschließlich zur Freude der Besucher gebaut, um sie an der Großartigkeit der Rockie Mountains teilhaben zu lassen. Sie ist für den kommerziellen Verkehr gesperrt und für alle Fahrzeuge die diese "Traumstraße" passieren wollen ist die "National Park Motor Vehicle License" notwendig, die an den Gates zu den Parks gekauft werden kann. Die landschaftliche Schönheit dieser Strecke sucht auf unserer Erde ihresgleichen. Gletscher, Schnee bedeckte Gipfel bis 3.600 m, hohe Pässe, gewaltige Felsmoränen und Findlinge, die die Täler säumen. Rauschende Flüsse und unberührte Wälder säumen diese Panoramastraße.
19 offizielle Viewpoints gibt es an der Strecke. Wir mache unseren ersten Stopp nach 17 km am Hector Lake, der nach Dr. James Hector, der 1858 mit der Palliser Expedition in dieses Tal kam benannt wurde. Der See schimmert blaugrün, je nach Sonneneinstrahlung mit verschiedener Leuchtkraft. Dann kommen wir zum Crawfoot Glacier-Aussichtspunkt. Der Gletscher ist wie alle Gletscher der Rocky Mountains sehr stark zurück gegangen. Als die weißen Anfang des 20. Jh. von Lake Louise mit Pferden in diese Gegend vorstießen hatte der Gletscher noch die Form einer dreizehigen Krähe. Heute wird er seinem Namen leider nicht mehr gerecht. Der nächste interessante Punkt kommt nach 34 Km als wir an den Bow Lake kommen.
Der See bezieht sein Wasser vom Bow Gletscher und ist einer der schönsten Seen der Parks. Hier hat der Bow River dem wir ja gestern schon gefolgt sind seinen Ursprung. Am nordwestlichen Ufer des Sees liegt eine auffällige Lodge, die Num-ti-yah Lodge, die schon von weitem an ihrer roten Färbung zu erkenne ist. Von dort hat man den schönsten Blick auf den Bow Gletscher. Danach kommen wir ca. bei Kilometer 40 an den Bow Summit Pass auf 2.069 m, der mit zur Wasserscheide gehört die die Flusssysteme des North und South Saskatchewan River voneinander trennt. Erst in der Ebene Zentral Saskatchewans vereinigen sich diese Wasserläufe wieder. Der Pass ist die höchste Stelle des Icefield Parkways und gleichzeitig die höchste Stelle die wir mit dem Auto auf unserer gesamten Tour erreichen.
Kurz hinter dem Bow Summit Pass erreichen wir eine 400 m lange Stichstraße die zu einem Parkplatz führt. Von dort ist es noch ein Fußweg von 1.600 m bis zum Peyto Lake Overlook. Der Blick reicht weit über das Tal des Mistake River und hinunter zum Peyto Lake. Nirgendwo in den Rockies hat man einen solchen Ausblick auf einen vom Schmelzwasser eines Gletschers gespeisten See. Im Juni, wenn der See gerade eisfrei ist, erstrahlt er im tiefen Blau des sich darin spiegelnden Himmels. Das im Sommer vom Peyto Gletscher abfließende Schmelzwasser trägt große Mengen Gesteinsmehl in den See hinein.
Während die gröberen Bestandteile auf den Grund absinken gehen die mikroskopisch feinen Teile in Suspension und erzeugen durch selektive Reflexion des grünen und blauen Bereiches des sichtbaren Lichtspektrums den blaugrünen bis türkisfarbenen Schimmer des Sees. Der See ist auch wieder einer der Touristenmagnete, so wie auch schon der Lake Louse und der Moraine Lake. Busweise werden die Turis hierher gekarrt. Insbesondere Japaner sind hier wieder sehr stark vertreten. So werden wir hier Zeugen eines ganz besonderen Schauspiels japanischer Touristen.
Als wieder ein vollbesetzter Bus japanischer Touristen über die Aussichtsplattform herfällt, steigt der Reiseleiter auf eine Bank und bekommt nach und nach die Knipsapparate der Reisenden in die Hand gedrückt damit er ein Erinnerungsfoto mit dem See schießen kann. Das grenzt schon fast an Fließbandarbeit. Wir schauen dem Schauspiel eine Weile zu und sehen da zu das wir das Weite finden, irgendwie ist uns da oben doch zu viel los. Ab hier nimmt die Bewölkung immer mehr zu und die Sonne verschwindet zusehends. Wenige Kilometer hinter dem Peyto Lake kommt dann die Waterfowl Lakes. Am seichten und sumpfigen Wasser können für gewöhnlich mehrere Arten von Wasservögeln beobachtet werden, außerdem ist die Sumpflandschaft bevorzugter Lebensraum von Elchen, doch was ist bei unserer Tour schon gewöhnlich was die Tiere betrifft.
Jenseits der Waterfowl Lakes recken sich der eisgekrönte Howes Peak (3.290 m) und der Mount Chephren (3.307 m) empor. Wir fahren weiter dem Tal des Mistaya Rivers flussabwärts und kommen nach weiteren 25 Km zum Mistaya Canyon. Mistaya ist ein Wort der indianischen Cree-Sprache und heißt "großer Bär" oder Grizzly". Von einem Parkplatz aus geht es auf eine Felskanzel die den Blick in die tosenden Fluten des Mistaya Canyons zulässt, der sich in jahrtausendelanger Mürbearbeit eine enge Schlucht durch den Kalkstein gesägt hat. Der Peyto Lake ist die Quelle des Mistaya River der ihn über ein flaches Tal verlässt, bis er sich in den schmalen Canyon stürzt. Die Fahrt geht weiter durch das Tal des North Saskatchewan River, überquert diesen und folgt dann dem Flusslauf aufwärts bis ins Quellgebiet. Er ist der Anfang eines großen Flusssystems, das sich schließlich in die Hudson Bay ergießt.
Kurz vor dem Anstieg zum Sunwapta Pass erreichen wir die 600 m senkrecht aufsteigende Kalksteinwand des Mount Cirrus die markanteste Bergformation in diesem Talabschnitt. Dann beginnt der Icefield Parkway stark anzusteigen. Die Landschaft wird zunehmend trockener, öder und steiniger mit vielen Schotterfeldern mit Steinen aller Körnungen. Die Auffahrt zum Sunwapta Pass ist seitlich von tiefen Schluchten flankiert. Bei 2.035 m ist die Passhöhe erklommen, sie bildet die Wasserscheide zwischen dem Athabasca River im Norden und dem North Saskatchewan River im Süden.
Kurz hinter der Passhöhe überqueren wir die Grenze zwischen dem Banff National Park und dem Jasper National Park. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Columbia Icefield. Insgesamt hat das Columbia Icefield eine Ausdehnung von 325 km² und ist bis zu 365 m dick, Zu sehen nur ein sehr geringer Teil des Eisfeldes, das sein Schmelzwasser in drei Weltmeere ergießt. Über den Athabasca River ins Nordpolarmeer, über den North Saskatchewan River in die Hudson Bay einer Bucht des Nordatlantik und über den Bush River, Sullivian River und Kinbaskat River, die alle drei in den Columbia River münden in den Pazifik. Vom Parkplatz an der Straße hat man einen phantastischen Blick auf den Ausläufer des Athabasca-Gletschers mit dem Mount Athabasca (3.491 m) zur Linken.
Erschreckend ist, in welcher kurzen Zeitfolge sich der Abschmelzungsprozess dieser größten zusammenhängenden Eismasse der Rockies durch Erwärmung ereignet. Entsprechende Jahresmarken sind an der Gletscherzunge des Athabasca Glaciers angebracht. Seit 1844 hat sich der Gletscher um 1,5 Km zurück gezogen. "Snowmobils", gewaltige Spezialfahrzeuge mit riesigen breiten weichen Ballonreifen fahren auf das durch Sedimente verschmutze, graue Eis des Gletschers.
Die Fahrt mit diesen Fahrzeugen ist allerdings sehr teuer und so beschließen wir zu Fuß bis an den Gletscher zu gehen. Ein kleines abgesperrtes Stück des Gletschers darf man sogar betreten. >Wir machen hier oben am Gletscher, wo es doch sehr frisch ist einige Bilder und gehen dann zurück zum Auto. Weiter geht es vorbei am Stutfield Glacier, der seinen Namen von Hugh Stutfield bekam, der dieses Eisfeld 1898 als erster Europäer bestieg. Der weitere Verlauf der Fahrt folgt nach Norden dem Lauf des Sunwapta River flussabwärts. An der Churchill Range zur Linken zeigen sich immer wieder Gletscher zwischen den Gipfeln. Bei Kilometer 176 zweigt links eine 500 m lange Stichstraße ab die zu einem Parkplatz führt. Von dort erreicht man nach einem kurzen Fußweg die Sunwapta Falls, wo sich der Fluss schäumend in eine enge Felsrinne stürzt. Der Sunwapta River m ndet wenig später in den Athabasca River dem wir von nun an folgen. Wenige Kilmeter danach wollen wir die Abzweigung zum idyllischen Honeymoon Lake nehmen, doch die Straße dorthin ist gesperrt. Nach weiteren ca. 20 Km liegt links der Straße wieder ein Parkplatz. Nur 400 m von diesem entfernt stürzt der Athabasca River über einen Felsvorsprung in eine 25 m tiefe abgründige Schlucht. Von hier fahren wir dann ohne größeren Halt bis nach Jasper dem Hauptort des National Parks und Ziel des heutigen Tages. In Jasper sehen wir noch einen Wapitihirsch an der Straße. Dann suchen wir unser Hotel das etwas außerhalb des Ortes liegt. Wir bringen die Sachen ins Zimmer und überlegen dann wo wir Essen gehen könnten. Da in der Nähe leider nicht viel ist gehen wir in das Restaurant gleich neben dem Hotel. Es ist nicht gerade billig, aber wir bekommen ein sehr leckeres Steak serviert.
Strecke: 352 km Wetter: Morgens Sonne, später bewölkt Bundesstaaten: Alberta |
Hotel: Tonquin InnLinks zum Tage: Icefield ParkwayWeitere Links, siehe hier ... |
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